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"Jubiläum" (nach George Tabori)

Wir suchen dringend Spieler und Techniker. --- Worum geht es in dem Stück? Geisterstunde auf einem Friedhof, der morgen eingeebnet werden soll für einen Parkplatz. Die Toten feiern Abschied und machen ihn schon jetzt zu ihrem Spiel-Platz. Da ist der alte Sohn des großen Wagner-Sängers mit seiner Frau, der schwule Friseur, das behinderte Mädchen. Eines haben sie gemeinsam: sie sind alle Juden, ob sie wollen oder nicht. Und jeder hat seinen besonderen Tod gehabt, wohlgemerkt: nach der Hitler-Diktatur. Und da ist auch noch der Neonazi mit dem unsterblichen Totengräber. Alle sind in einem Spiel der Erinnerungen verbunden. Die ganze Skala faschistischen Gewaltpotentials im Antisemitismus, von der Gewalt gegen Andersartige bis zur Euthanasie, wird hier aus jüdischer Sicht geschildert, mit jüdischem Humor und viel Selbstironie. Anhand von Einzelschicksalen wird bruchstückhaft eine intime Aufarbeitung von deutscher Vergangenheit betrieben, einfach, lakonisch, genau. Es gibt niemanden, der uns tröstet: Alles halb so schlimm und Schnee von gestern. Taboris Humor, seine Kalauer und Schlüpfrigkeiten sind alles andere als politisch korrekt. Aber sie lösen die moralische Verkrampfung, die sich zwanghaft einstellt, wenn sich Deutsche mit ihrer Vergangenheit beschäftigen. Tabori entfesselt unseren Blick auf die Täter und die Opfer, auf ihre gemeinsame Verstrickung und ihre hilflosen Versuche, sich daraus zu lösen. Das ist ein großes, einzigartiges Geschenk des jüdischen Theatermannes an die Nachkommen der Täter. ----- Warum machen wir das Stück? Seit nunmehr 1700 Jahren gibt es Zeugnisse von jüdischer Geschichte und Kultur auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik. Diese Kultur und die jüdische Gesellschaft waren und sind ständigen Anfeindungen ausgesetzt, vor Hitler ebenso wie nach ihm. Wir wollen uns auf unsere Gegenwart konzentrieren. Ein Zitat von Zvi Rix könnte dafür das Motto liefern: „Auschwitz werden uns die Deutschen niemals verzeihen.“ "'Du Jude' gehört zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen", schrieb DIE ZEIT unlängst. Kein Wunder: „Studien attestierten gut 15 Prozent der Deutschen ein antisemitisches Weltbild.“ Der Anschlag auf die Synagoge von Halle ist nur eines von unzähligen Beispielen, welche diese Studie bestätigen. Das Goyim-Netzwerk ist ein anderes. "Auge um Auge, Zahn um Zahn, schlachtet die Juden ab wie im Wahn!", war auf deren Webseite zu lesen. Die Polizei stellte im vergangenen Jahr insgesamt 2322 judenfeindliche Delikte fest, darunter 56 Gewalttaten. Bei fast allen Delikten, insgesamt 2204, geht die Polizei von rechten Tätern aus. Auch wenn in Deutschland der Antisemitismus aus dem arabischen Milieu stark zunimmt, sind das immer noch 95% all jener Straftaten. Immer wieder fallen Kritiker der Corona-Maßnahmen durch antisemitische Äußerungen oder NS-Relativierungen auf. Politiker diskutieren seit Längerem ein Verbot des gelben Sterns auf Demonstrationen. Der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi, Bundestagskandidat der Partei Die Basis und prominenter Corona-Leugner, ließ vor einigen Wochen verlauten: „Das Volk, das geflüchtet ist aus diesem Land, aus diesem Land, wo das Erzböse war, und haben ihr Land gefunden, haben ihr eigenes Land in etwas verwandelt, was noch schlimmer ist, als Deutschland war. (…) Das ist das Schlimme an den Juden: Sie lernen gut. Es gibt kein Volk, das besser lernt als sie. Aber sie haben das Böse jetzt gelernt - und umgesetzt. Deshalb ist Israel jetzt living hell - die lebende Hölle.“ Attila Hildmann ist ein anderes prominentes Beispiel aus dieser Ecke. Auf Telegram, wo ihm zeitweise mehr als 100.000 Anhänger folgten, beleidigte er den Grünen-Politiker Volker Beck öffentlich - mit dem Begriff "Judenschwuchtel" - und bedrohte ihn. (Immerhin: Auf Antrag Becks erließ das Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen Hildmann. Sollte er die Beleidigung wiederholen, drohen ihm in jedem Fall 250.000 Euro Ordnungsgeld oder ersatzweise eine Ordnungshaft von sechs Monaten.) Die Liste ließe sich endlos weiterführen. Wir finden, dass Taboris Stück von 1983 so aktuell wie damals ist und wie kaum ein anderer Text ins Heute passt. Proben und Vorstellungen finden statt im Theaterhaus RUDI.

Projektbeginn01.01.2022
Projektdauer1 Jahr
OrtTheaterhaus Rudi
Wochenstunden2 bis 4
Anzahl der Freiwilligen15
EngagementbereichFamilie, Kinder, Jugend, Bildung, Kultur, Musik, Brauchtum

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